Kreiszeitung: Firmen aus der Region Verden erfahren Chancen der digitalen Welt

„Digitalisierung wird im Betrieb nicht oben auf die Prozesse draufgepackt. Sie bietet eher Möglichkeiten an, die ohnehin schon vorhandenen Probleme in den Abläufen anzugehen.“

Mit seiner Botschaft macht Dr. Thomas Mill den kleinen und mittleren Betrieben Mut, die Digitalisierung als Chance zu begreifen. Gerade sie hätten häufig noch einiges nachzuholen, während die Großen oft die Nase mit viel Vorsprung vorn hätten. Einige dieser kleineren Mitbewerber hat das Team von „startklar“ über 28 Monate bei ihren Weichenstellungen in Richtung Arbeit 4.0 begleitet.

„Am Anfang steckte den Interessierten noch Corona in den Knochen“, erinnerte sich Claus von Cramer. Mit Schwester Min und Thomas Mill präsentierte er die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Projekt „Kompetent in Arbeit 4.0“. Das Team der Verdener Unternehmensentwicklung „startklar“ hatte sich im Projekt mit 65 Teilnehmern von 13 Firmen aus der Region noch Ende 2022 auf den Weg gemacht.

Die Pandemie hatte die Betriebe aus verschiedenen Branchen wie die ganze Gesellschaft zu Stillstand gezwungen. In den Betrieben aus Handwerk, Pflege, Handel, Gesundheit, Software-Entwicklung Tiermedizin und Steuerberatung sei die Pandemie vielfach auch zur Bremse auf dem Weg zur Digitalisierung geworden.

Claus von Cramer berichtete im Pressegespräch, dass gerade in den mittelständischen Betrieben Digitalisierung im weltweiten Vergleich meist noch eine kleine Rolle spiele und die Potenziale kaum ausgeschöpft würden. „Die großen Unternehmen sind natürlich ganz weit vorne“, sagte er. Da könne im Wettbewerb, aber auch in der Zusammenarbeit dieses Missverhältnis zum Hindernis werden.

Mit der Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds und zusätzlicher Unterstützung von den Landkreisen Verden und Osterholz entwickelte „startklar“ „Kompetent in Arbeit 4.0“, um die digitale Transformation in den beteiligten Firmen konstruktiv umzusetzen.

Immerhin waren mit dieser Förderung die finanziellen Belastungen für die Firmen bis zum Abschluss des Projekts in diesen Tagen schon zu 80 Prozent gedeckt. Darüber hinaus, so Min von Cramer, lässt „startklar“ die Ergebnisse, Erfahrungen und Methoden, die sich im Projekt angesammelt haben, als „Open Source“ allgemein erreichbar und macht sie damit für alle nutzbar. [Anmerkung startklar: den Open Source Abschlussbericht finden Sie >> hier.]

Es sei ein glücklicher Zufall, dass die beiden Landkreise Ende 2022 sowieso gerade Unternehmensbefragungen machen wollten, berichtete Claus von Cramer. Das hatte „startklar“ die Möglichkeit eröffnet, damit auch eine Liste von Fragen nach den Bedarfen in den Betrieben beizufügen. 213 Firmen hatten ihre Antworten übermittelt und damit eine gute Daten-Grundlage für die spezifischen Bedingungen in der regionalen Wirtschaft geliefert. Damit lag dann auch eine solide Basis für die anschließende Entwicklung von zielgenauen Maßnahmen für die Firmen.

„In der Liste der größten Herausforderungen etwa, denen die Firmen in den nächsten drei Jahren entgegensehen, taucht die Pandemie noch auf“, so von Cramer. Ganz vorne bei den Nennungen rangierten aber die Fachkräftesicherung mit 74 Prozent und die steigenden Energiekosten mit 67 Prozent. An Platz drei stand bereits die Digitalisierung mit 31 Prozent.

Drei Handlungsfelder kristallisierten sich heraus und wurden in Workshops für die Führungskräfte und Mitarbeiter der beteiligten Firmen weiterentwickelt. An einer ersten Qualifizierungsreihe arbeiteten Führungskräfte, Teamleitende und diejenigen, die die neu implementierten Strukturen umsetzen müssen, an acht über sechs Monate verteilten Terminen. Sie beurteilten den Nutzen digitaler Tools und befassten sich mit der Gestaltung der digitalen Zusammenarbeit im Betrieb. Die Technik und die Tools auf den Rechnern spielten dabei nicht die Hauptrolle. Vielmehr ging es um neue Arbeitsmethoden und Unternehmenskultur.

Die zweite Qualifizierungsreihe konfrontierte die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit den Konzepten von „New Work“. Das neue Verständnis von Arbeit mit den zentralen Werten Freiheit, Selbständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft wurde zum Inhalt der Qualifizierungsreihe „New Work meets KMU“. Dabei sei es nicht nur um die Einstellung von Entscheidern und Vordenkenden in den Betrieben gegangen, sondern auch um die konkrete Umsetzung auf verschiedenen Unternehmensebenen.

Mit der Ausbildung zum „Veränderungsscout“ befasste sich die dritte Qualifizierungsreihe. Die Intensivausbildung sollte die Teilnehmer in die Lage versetzen, Veränderungen für die Betriebe zu planen, anzustoßen, umzusetzen und nachhaltig zu sichern.

Ab September vergangenen Jahres schloss sich an diese Qualifizierungen die Erprobung in der Realität. Neue Arbeitsprozesse sollten in den Betrieben eingeführt werden. „Eine zentrale Erkenntnis aus der Erprobungsphase ist, dass die digitale Transformation zwar zahlreiche technische Möglichkeiten bietet, letztlich jedoch immer die Menschen im Mittelpunkt stehen, die diese Tools anwenden und von ihnen profitieren sollen“, ist eine Erfahrung, die das Team und Teilnehmer gemacht haben. „Aus Umstellungen wird meist nichts, wenn der Chef nicht dahinter steht“, gab Claus von Kramer ein Beispiel. Ebenso sei der Erfolg mager, wenn die Mitarbeiter auf dem Veränderungsprozess nicht ausreichend mitgenommen werden.

„Ein bisschen was konnten wir, glaub ich, bewegen“, war das bescheidene Fazit von Thomas Mill nach gut einem Jahr Arbeit in der Erprobungsphase. Die Kommentare von Teilnehmern, die in einer >> „startklar“-Broschüre zum Abschluss des Projekts zitiert werden, lassen die Einschätzung eher als Untertreibung erscheinen. Und tatsächlich sieht das Inhaber-Trio noch reichlich Bedarf für solche Projekte in den Betrieben in der Region. „Eine Möglichkeit könnte „INQA-Coaching“ sein“, meint Min von Cramer. Derzeit arbeite „startklar“ an einem Beratungsprogramm für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das hohe Förderung vom Bund erhoffen lässt.

Bilder:   Ronald Klee

Bericht: Ronald Klee >> Kreiszeitung

Weitere Artikel

Ihr Kontakt zu uns...

*“ zeigt erforderliche Felder an

Dieses Feld wird bei der Anzeige des Formulars ausgeblendet
Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.
Nach oben scrollen

Anmeldung

Melden Sie sich hier unverbindlich zum Seminar an